02.06.2024
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Dem eigenen Selbst begegnen

Der Kessel über dem Feuer ist parat. Du kannst beginnen. Zuerst gibst du grob geschnittene Sorgen aller Art hinein und lässt sie mit etwas Wasser garen. Dann wirfst du eine Prise Ängste nach. Hörst du, wie es zischt? Wenn das Ganze gut eingekocht ist, kommen noch die schlechten Gedanken dazu. Der Kessel belohnt dich mit einem tiefen und zufriedenen Blubbern. Fehlt noch etwas? Schau dich um, was trägst du sonst noch alles mit dir herum? Vielleicht hast du noch ein paar Steine der Erinnerung in deinem Rucksack, die dich am Weitergehen hindern. Oder du hast so viel Proviant mitgenommen, dass dir jeder Schritt zu schwer ist. Wirf alles hinein in den dampfenden Topf. Zum Schluss würzt du die Mischung noch mit Glück und Freude und lässt sie über Nacht stehen. Und wenn du am nächsten Tag in den Topf schaust, wirst du feststellen, dass sich all das Schwere auf den Boden gesetzt hat und in der klaren Flüssigkeit darüber siehst du ein wunderschönes Bild: Dich.

Inspiriert von: „Dem eigenen Selbst begegnen, wenn das Unwesentliche eingeschmolzen ist.“